06.02.2019 – 08.02.2019

Fortsetzung von „Ab ist der Mast

Der ruhigste Kurs ist, Wind und Wellen von hinten zu nehmen. So haben wir unseren alten Kurs Richtung Panama wieder aufgenommen, denn er erfüllt die Kriterien. Durch das Fehlen unseres Riggs hat sich der Schwerpunkt und auch die Gewichtsverteilung geändert. Pico verhält sich ungewohnt. Die Bootsbewegungen fühlen sich irgendwie seltsam und fremd an.
Auf unseren Mast waren die Antennen für Seefunk, AIS und der Windgeber montiert. Nun liegen sie im Meer . Die Geräte haben wir noch, aber ohne Antenne sind sie nutzlos. Radar ist zum Glück auf dem Geräteträger montiert. Den Nahbereich können wir mit Handfunkgerät und normalen Ausguck sicherstellen, aber über größere Entfernungen, alles was über größer 2 sm hinausgeht, das geht nun nur noch mit dem Radar. Haben wir uns vorher manchmal gefragt, warum wir monatlich das Geld in ein Satellitentelefon mit Vertrag stecken, sind wir nun froh eines zu haben.
Auch wenn es momentan so aussieht, als hätten wir wieder die Kontrolle über die Situation, so ganz trauen wir der Sache nicht. Was ist, wenn es doch zu einem Wassereinbruch kommt, der Motor versagt oder …. ?! Immerhin hat das Rigg über eine Stunde bei jeder Welle an den Rumpf geschlagen. Wir entscheiden uns über das Satellitentelefon, die deutsche Seenotstelle in Bremen, SAR Bremen, anzurufen. Wir wollen sie als Vorsichtsmaßnahme über unseren Situation informieren. Bei Ihnen würde auch der Notruf unserer Not-Boje eingehen. Sollte es zu einem Notfall kommen, könnten die Maßnahmen schneller eingeleitet werden.
Bremen nimmt für uns Kontakt zu den Seenotstellen in Kolumbien und Panama auf, die sich im folgenden bei uns melden.
Auch informieren wir unseren Notfallkontakt … und unsere Versicherung. Ist das typisch deutsch?! Keine Ahnung, aber in dem Moment fühlt es sich logisch an.

In der ersten Nachtwache installiert Andy eine provisorische Antenne am Cockpitdach. Damit kann Funk und das AIS wieder mit den eingebauten Geräten in Betrieb genommen werden, wenn auch die Reichweite nicht mit der auf dem Mast zu vergleichen ist. Aber das ist zweitrangig, wir können nun wieder mit etwas größerer Reichweite mit anderen Schiffen kommunizieren und das was man mit den Augen und dem Radar sieht, besser im AIS zuordnen. Die Antenne hatte Andy letztes Jahr von einem anderen Segler erstanden. Damals fand ich die Idee in Ordnung, aus heutiger Sicht finde ich sie brillant. Sie ist besser als die winzigen Notantennen oder das Handfunkgerät. So kann sich die Sichtweise verändern.

Danach verläuft die Reise ruhig. Beide sind wir nicht besonders gesprächig und hängen unseren Gedanken nach. Aber es gibt eigentlich nur ein Thema, dass uns beschäftigt – der Mastbruch. Wie ist das passiert? Was ist gebrochen bzw. was hat den Mastbruch verursacht?
Die Segelkonfiguration haben wir bereits auf der Atlantiküberquerung eingesetzt und sie hat sich dort bewährt. Änderungen daran haben wir nicht vorgenommen.
Vor unserer Abfahrt auf Curacao hatten wir einen Rigger mit einem Riggcheck beauftragt, er hatte uns (auch schriftlich) bestätigt, dass unser Rigg in guten Zustand ist. Ihm war auch aufgefallen, dass die Wanten (also die Stahlseile) noch recht neu sind. Wir haben sie vor unser Abfahrt in Europa erneuern lassen. Das war eine Bedingung unserer Versicherung.
Die Maschine läuft stetig vor sich hin. Die Strömung schiebt uns ebenfalls weiter konstant Richtung Panama, so dass wir einen guten Tagesschnitt an zurückgelegten Meilen machen.
Haben wir vorher ein- bis zweimal täglich in die Bilge geschaut, um zu prüfen, ob sich dort Wasser gesammelt hat, machen wir das nun alle 3 Stunden. Jedes Mal ist es eine kleine Erleichterung die Bilge trocken zu sehen. Täglich kommunizieren wir mit der SAR Panama, der wir auf deren Bitte hin ein Mal am Tag unsere aktuelle Position schicken. So wissen sie Bescheid, sollte bei uns doch ein Notfall auf treten, in welchem Gebiet wir zu finden sind. Eine weitere Kleinigkeit, die uns irgendwie ein besseres Gefühl gibt.
Die 350sm legen wir in 2,5 Tagen zurück.
In der Nacht vom 08.02.2019 erreichen wir Panama. Wir haben uns nach Rücksprache mit einem befreundeten Segler, Alex von der Gemos, entschieden, Portobelo anzulaufen. Er ist schon geraume Zeit dort vor Anker und hat von uns per E-Mail vom Mastbruch erfahren. Er hat uns die Position seines Ankerplatzes gegeben sowie die Einfahrt beschrieben, so können wir uns anhand seiner Position, in der (großen) Bucht bei Dunkelheit einen passenden Ankerplatz für unsere demolierte Pico suchen.
Wie erwartet, kommt uns die Größe der Bucht in der Dunkelheit beim Einlaufen viel flacher und kleiner vor, als sie in Wirklichkeit ist. Das Phänomen kennen wir bereits aus anderen Nachtanfahrten z.B. Cariacou/ Grenada. Wir tasten uns langsam hinein. Desto weiter wir in die Bucht hineinfahren, desto mehr verflüchtigt sich der Eindruck des Flachen und Kleinen. In der Nähe von Alex finden wir einen geeigneten Platz und werfen den Anker. Der Grund scheint sehr gut zu sein, der Anker hält sofort.

Juhu, Erleichterung macht sich bei uns breit, wir haben Panama erreicht!

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