03.07.2018 / 01.08.2018

Nach den Tauchgängen müssen wir unsere Tauchflaschen wieder mit Pressluft füllen. Das könnten wir an Bord mit unserem Kompressor tun oder eine der vielen von Tauchbasen betriebenen Füllstationen nutzen. Wir haben uns für die Variante mit der Füllstation entschieden. Bei Gooddive haben wir eine Füllkarte erstanden. Sie beinhaltet 40 Mal Tauchflasche füllen.

Bereits bei den ersten Füllungen fällt uns ein Aushang auf. Es wird ein Nachttauchgang angeboten, der ein besonders Phänomen zeigt, dass hier auf Bonaire 3-5 Tage nach Vollmond stattfindet. Kurz nach Sonnenuntergang feuern kleine Tiere, Ostrakoten, ein lumineszierendes Unterwasserfeuerwerk ab. Ostrakoten, auch Muschelkrebse genannt, sind kleine Krebstiere, die in Regel wenige Millimeter groß sind und im Süß- und Salzwasser leben. Es gibt über 10.000 Arten. Männliche Ostrakoten gehen mit ihrer Lichterschau auf Brautwerbung. Sie versuchen mit ihren Leuchten ein paarungswilliges Weibchen zu finden. Normalerweise sieht man diese Tiere nicht, bzw. nimmt sie nicht wahr. In diesem kurzen Zeitraum aber schon.

Die Beschreibung zieht uns an. Das wollen wir auf jeden Fall sehen. Im Netz finden wir bei Diveclock.com eine entsprechende Beschreibung wann, wo und wie man am besten das Spektakel bestaunen kann.

Am späten Nachmittag machen wir, Jost, Susanne, Verena, Andy und ich, uns mit dem Truck auf den Weg. Wir wollen nach Süden und dort, außerhalb des Lichtermeers von Kralendjk, der Hauptstadt von Bonaire, einen guten Tauchplatz zu finden. Unterhalb des Salt Piers parken wir das Fahrzeug und beginnen uns umzuziehen. Verena ist zu Besuch auf der SY Serenity und wird über Wasser auf das Ereignis warten. Laut einem Bild aus dem Netz ist das Leuchten auch am Strand zu sehen. Deswegen bauen wir eine Kamera mit Stativ auf, damit wir davon ein Foto bekommen.

20 Minuten nach Sonnenuntergang gehen wir ins Wasser, um rechtzeitig vor dem Spektakel einen geeigneten Platz zu finden. Unsere Lampen bleiben aus. Das ist die Grundvoraussetzung, um die Lichterschau überhaupt wahrnehmen zu können. Ich bin erstaunt, dass wir Unterwasser alles noch klar uns deutlich erkennen können. Klar, die Farben sind einem blau- grau gewichen, aber wirklich dunkel, das man ohne Lampe nichts mehr sehen könnte, ist es nicht. Wir finden ein kleines sandiges Fleckchen, das von Korallen und Gorgonien umgeben ist. Einige tagaktive Fische sind auf der Suche nach einem Schalfplatz. Um uns herum wird es langsam ruhiger und aus dem blau- grau wird schwarz-grau. Es erinnert mich an die alten Schwarz-Weiß Filme (Bsp: Raumschiff Orion). Da sich unsere Augen das Schwummerlicht gewöhnt haben, sehen wir erstaunlich gut, was sich in unserer Umgebung abspielt. Wir warten knappe 20 Minuten. Leuchtplakton wird durch die leichten Flossenschläge oder das Klatschen der Hände zu Leuchten gebracht. Wie durch Zauberhand (,schade, dass ich keinen Stab dabei habe,) befindet man sich in einer Wolke aus Glitzern. Erst sind es nur kleine Punkte, die um uns aufleuchten. Dann beginnen die Punkte senkrecht in einer schlangenförmigen Bewegung Richtung Oberfläche zu schweben. Wie bei Glühbirnenreihe, bei der eine nach der anderen aufleuchtet, kann man beim Aufleuchten der nächsten Lampe das Verblassen der vorangegangenen Lampe noch sehen. Hunderte (,gefühlt tausende,) von kleinen Leuchtfeuern ziehen an uns vorbei. Zusammen mit den Leuchtplakton, welches wir durch unsere Schimmbewegungen animieren, befinden wir uns mitten im Blinken und Leuchten. Einfach sensationell.

Nach gut einer halben Stunden verblasen die Leuchtfeuer. Einer von uns schaltet kurz seine Lampe an, leuchtet in die Runde und macht sie wieder aus. Jetzt geben die Ostrakoten nochmal richtig Gas und das Feuerwerk erstrahlt noch einmal kurz und heftig auf. Dann endet das Schauspiel wie es begonnen hat. Das Feuerwerk verschwindet und nur noch kleine Punkte blinken auf. Wir schalten unsere Lampen an und sind erstmal alle geblendet von der Helligkeit. Aber nicht nur wir auch die Fische scheinen von dem Schauspiel beeindruckt. Jost und ich haben Lampen mitgenommen, die das Licht im weiten Winkel ohne einen Fokus/Spot abgeben. Wir beiden werden von kleinen Fischen regelrecht abgeschossen. Am ganzen Körper spüre ich durch meinen Anzug, wie Fische auf mich draufschwimmen. Jost geht es genauso. Susanne und Andy haben normale fokussierte Lampe an, bei ihnen ist der Effekt nicht so stark. Nach ein paar Minuten beruhigen sich die Fische wieder und wir können unseren Tauchgang zurück zu Strand fortsetzen. Eine große Languste (Lobster) wir von unserem Licht anscheinend magisch angezogen. Sie läuft im flacheren Wasser auf der Sandfäche hinter uns her und stellt sich direkt unter meine Lampe. Hier posiert sie für einige Minuten und geht dann weiter. Das ist das erste Mal, dass ich ein anständiges Bild an diesem Abend bekomme.

Das Ostrakoten-Schauspiel hat weder meine noch einer der anderen Kamera bzw. GoPro erfassen können.

Wieder zurück am Strand hoffen wir, dass man das Leuchten und Blinken auch an der Oberfläche gesehen hat. Leider war dem nicht so. Verena hat außerhalb des Wasser nichts mitbekommen.

Andy und ich sind total begeistert. Das war etwas vollkommen Neues für uns. 🙂

Nachtrag:

Am 01.08.2018 waren wir wieder abends kurz nach Sonnenuntergang unter Wasser, um uns erneut das Feuerwerk der Ostrakoden anzusehen. Diesmal haben wir uns entschieden, dass wir direkt unter unserem Boot tauchen gehen und uns das Spektakel anschauen. Keine große Anfahrt, sondern einfach Tauchausrüstung an und ins Wasser gesprungen.

Ein Tarpun kreist regelmäßig um uns. Er hofft wohl, dass wir unsere Lampen anmachen und ihm somit Futter direkt vor der Nase präsentieren. Da hat er Pech, unsere Lampen bleiben aus. Das Leuchtplankton ist da und beginnt durch die Bewegungen unserer Flossen zu Leuchten. Der Tarpun verursacht kein Leuchten, ihn nehmen wir durch Lichtreflexionen wahr.

In den Korallen beginnt langsam das Aufglühen. Wir warten, dass das Feuerwerk gen Oberfläche richtig losgeht…. und werden enttäuscht. 🙁 Wenn wir nicht einen Monat vorher gesehen hätten, wie die Ostrakoden leuchten können, hätten wir keine Vorstellung davon, was da wirklich Unterwasser für ein Spektakel abgeht. Es ist lediglich ein Schatten dessen, was wir das letzte Mal gesehen haben. Draußen ist es zu hell. Die Straßenbeleuchtung und die Autoscheinwerfer verursachen zu viel Licht. Dafür wollen wir keine weitere Luft aus den Tanks nutzen. Wir beenden unseren Tauchgang und sind froh, beim ersten Mal einen besseren Platz gewählt zu haben.

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