Im Cruising Guide habe ich gelesen, dass samstags Markt in St.George ist. Hier werden lokale frische Produkte angeboten, ein Besuch auch um nur zum Schauen, würde sich lohnen. Märkte sind normalerweise vormittags. Aus diesem Grund animiere ich Andy früh aufzustehen und mit den Routentaxi nach St. George zu fahren. Und ja, wir sind gut in der Zeit. Ein Routentaxi sammelt uns ein. Es besteht meist aus einem Fahrer und einem Geldeintreiber/Türöffner/Haltestellenanfrager. Es fährt mit uns mit einigen Umwegen seine Stammkundschaft abholend nach St. Georg. Kinder fahren auch alleine mit. Je nach Größe werden sie in den Van gehoben und nehmen vorne Platz. Beim Aussteigen werden sie vom Türöffner über die Straße begleitet, damit sie beim morgendlichen Verkehr nicht unter die Räder kommen.
St. George verfügt über einen Naturhafen, eine Carenage. Hier steigen wir aus. Leider darf man mit seinem Segelboot im Hafenbecken nicht mehr ankern und muss entweder auf die nahegelegene Marina oder in die St. Anse Bay.
Es ist kurz nach 09:00 Uhr, als wir unsere ersten Fotos vom Hafen gemacht haben.
Auf der anderen Straßenseite gibt es ein Cafe, zumindest steht das Wort am Eingang. Als wir uns nähern, sehe ich nur Angebote für Bier, Rum und nochmal Rum. Ob die auch morgens sowas wie Kaffee verkaufen?! Wir gehen rein und fragen. Ja, die Dame hinter dem Tresen macht uns einen frischen Filterkaffee. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Nach dem Bezahlen kommt Andy schmunzelnd wieder raus. Für den Kaffee werden 6 Dollar aufgerufen. Andy zückt das Portemonnaie mit der lokalen Währung und bekommt unmittelbar den Hinweis, das die Kaffees in lokaler Währung 10 ECS kosten. OK, es ist ein Kreuzfahrtschiff in der Stadt und wir werden als dessen Passagiere ausgemacht, da wir sofort den US Dollar Preis genannt bekommen. Rechnen scheint morgens noch die Stärke der Dame am Tresen zu sein. 10 EC sind 3,7 US Dollar und nicht 6 US Dollar. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
So sind wir nun gut auf den Markt eingestimmt und gehen los. Um zum Markt zu kommen, müssen wir den Hügel rauf und wieder runter. Die Straße geht steil nach oben. Der Abwasserrinnstein ist hier 25cm breit und auch so tief. Vom Bordstein auf die Straße zu wechseln, zwischen den Autos durch und zurück, erfordert meine volle Aufmerksamkeit. Sich zu vertreten und die hiesigen Ambulanz aufzusuchen, dafür fehlt mir mehr der Abenteuersinn. ;o) Oben auf dem Kippel wird von einem Verkehrspolizisten der Verkehr geregelt. Als Fußgänger werden wir von ihm auch berücksichtigt. Das habe ich das letzte Mal in Berlin auf dem Ku’damm gesehen. Das ist ein kleines Schauspiel, bei dem die Polizisten wesentlich besser wegkommen als die überforderten Autofahrer, die gar nicht wissen bzw. erinnern, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Die Anzahl der Touris nimmt zu, der Weg scheint der richtige zu sein. Wieder unten angekommen, kommen wir auf einen Platz,auf dem feste Buden stehen und von Marktständen umsäumt werden. Die ersten fliegenden Händler entdecken uns.
Muskatnuss-Umhängeketten und natürlich Gewürze scheinen der letzte Renner zu sein. Grenada hat den Beinamen Spice Island. Sie ist der zweitgrößte Muskatnuß-Hersteller weltweit. Daneben sind auch Schokolade und weitere Gewürze Exportartikel. Der Markt zieht sich vom Platz über das Busterminal bis hin zum Fischmarkt und den Schlachter. Grenada ist bei der Fischerei eine Kooperation mit Japan eingegangen. Ich hoffe, der Handel hat sich für Grenada irgendwie gelohnt, weil die Fanggebiete vor Grenada Dank der schwimmenden Fischfabriken leer gefegt sein dürfte.
Über der Stadt liegt ein altes Fort, das man besichtigen kann. Am Fuß des Bergs/Hügels angekommen, sehen wir einen Fußgängertunnel, der von der Carenage zur Bucht auf der anderen Seite führt. Den Weg über den Kippel hätten wir uns sparen können. Wir steigen die Stufen zum Fort hinauf. Die Stufen habe ich nicht gezählt. Aber oben angekommen, brauchen wir eine kleine Atempause. Es sind doch einige Stufen nach zum Fort. Ein Taxifahrer fängt uns an der Treppe ab und will uns von einer kleinen Stadtrundfahrt mit ihm überzeugen. Er redet ohne Punkt und Komma. Wir hören ihm freundlich zu. Als er seine Beschreibung beendet hat, sind wir auch wieder zu Atmen gekommen, bedanken uns für sein Angebot, 3/4 davon haben wir bereits erlaufen, und lehnen ab. Auch eine Preissenkung hilft nicht, wir wollen kein Taxi fahren. Wir gehen ins Fort. Eine Restaurierung würde dem alten Charme nicht schaden, finden wir. Teile des Forts sind zusammengebrochen, ein Teil wird von der Polizei genutzt. Deren Fitnessraum liegt hoch über der Stadt.
Von dort aus hat man beide Buchten im Blick. Auf beide Buchten sind alte Kanonen ausgerichtet; sie zeugen (naja, eher erinnern) an dieWehrhaftigket des Forts. Der Blick runter ist toll, wir bleiben eine Weile dort oben bis wir wieder hinab in die Stadt gehen.
Zu guter Letzt wollen wir noch einen Marine Laden besuchen. Wir verlassen die Stadt und gehen Richtung kommerziellen Hafen. Darauf bauend, dass der Laden bestimmt bis 13 Uhr offen hat, gehen wir zügig durch die Mittagssonne. Um 12:45 Uhr sind wir da. „Leicht“ verschwitzt wollen wir den Laden betreten. Die Tür ist verschlossen. Er hatte nur bis 12:30 Uhr offen. *grrr* Okay, dann nicht. In der Nähe lockt die Bar des örtlichen Yachtclubs mit kühlen Getränken und etwas zu essen. Als Trostpflaster genau richtig. Im übrigen war das Essen gut. Es wurde ein bisschen Hafenkino von 2 Crews zum besten gegeben. Also auch für Entertainment war gesorgt und hat uns versöhnlich gestimmt.