Tauchen kann man anscheinend überall in der Karibik. Tauchbasen findet man nahezu in jeder größeren Bucht. Und wenn nicht in der, dann in der nächsten Bucht. Leider ist der Spaß nicht billig, so dass wir abwägen müssen, wann und wo wir den Service einer Tauchbasis nutzen sollten. Auf Barbados haben wir uns dagegen entschieden. Zum einen weil im Marine Park genug Wracks, Riffe und Fische vorhanden waren und zum andern brauchten wir fürs Boot Ersatzteile. Klar sind uns dadurch bestimmt einige schöne Tauchplätze durch die Lappen gegangen und es werden nicht die letzten gewesen sein, aber unser Budget ist endlich. Da müssen wir haushalten.
Im südlichen Antillenbogen verursachen Strömungen aus Südosten zwischen den Inseln und an deren Kaps eine Strömung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 3 Knoten laut Seekarte. Vor Ort an den Riffen kann das nochmal anders aussehen. Aus diesem Grund haben wir uns für eine Tauchbasis auf Tobago entschieden. Drift-Tauchgänge stehen hier an der Tagesordnung und versprechen viel Unterwasserleben. Beim Driften wird man von Strömung über das Riff getragen. Je nach Strömung sind das entspannte Flossenbewegungen, um die gewünschte Richtung einzuschlagen und den Rest macht die Strömung. Es kann aber auch so sein, dass man „fliegt“. Das Riff zieht schnell an einem vorbei und man kann nicht stoppen bzw. dagegen an schwimmen. Drifts sind also nicht ohne. Die lokale Basis weiß, wann man am besten zu welchem Riff tauchen geht. Desweiteren braucht man eine dritte Person an der Wasseroberfläche. Da man nicht zum Einstiegspunkt zurücktaucht, muss das Boot folgen. Zu zweit ist das etwas schwierig.
In Charlottesville befindet sich ERIC (Environmental Research Institute Charlottesville), eine Organisation, die sich für nachhaltigen Schutz des Meeres und des Regenwalds einsetzt. Früher gab es um Trinidad und Tobago herum grosse Hai-Populationen, so dass man sie auch bei Tauchgängen gesehen hat. Trinidad ist, und das stand in keinem Reiseführer, den ich gelesen habe, 6. größter Haiflossen Exporteur nach Asien (gewesen). Beim sogenannten Shark Finning werden die Haie gefangen, alle Flossen abgeschnitten und das noch lebende Tier zurück ins Meer geschmissen. Es verendet qualvoll. Man kann davon ausgehen, dass die meisten Haireste bzw. -flossen aus dem heimischen Meer in Asien gelandet sind. Zwischenzeitlich scheint das Programm durch die Regierung gestoppt worden zu sein, aber viele Haie oder andere große Fische sind nicht mehr zu sehen. Es gibt sie noch, aber Haie sind rar gesät. Anbei ein Link zum einen YouTube-Video von ERIC.
Von Ajoscha, CIO von ERIC, erfahren wir, dass sie mit der Regierung an einem Meeresschutzgebiet für das nördliche Tobago arbeiten, indem auch die lokalen Fischer mit einbezogen werden. Es soll sich von Castara bis Rouxbourouh erstrecken. Das sind hoffnungsvolle Nachrichten. Wir finden das unterstützenswert.
Wir werden unsere Tauchgänge vor Little Tobago in Speyside machen. Die vorgelagerten Inseln im Norden oder auch im Nordwesten sind wegen der aktuellen Wetterverhältnisse nicht betauchbar, leider.
Meine Hoffnung auf Hai- und Mantas- Sichtungen sind dank der Info zum Finning Exportgeschäft von Trinidad auf ein Minimum gesunken. :o( Wie wohl die Riffe an sich aussehen?!
Wir treffen uns morgens um 08:00 Uhr, packen die Tauchsachen auf einen Jepp und fahren los Richtung Speyside. Am Steg wartet bereits ein Tauchboot auf uns. Es heißt also anziehen, verladen und los. Dank der guten Motorisierung brauchen wir nach Little Tobago nicht lange. Wir tauchen hinab zu einem Frachter, der Trinity. Wegen der Strömung gehen wir nicht hinein, sondern schauen uns das Schiff von außen an. Außen liegt gelangweilt ein Feuerfisch. Diese Fische gehören nicht in die Karibik sondern in den Pazifik, aber sie sind als invasive Art da.
Es weht in der Strömung sogar noch eine Flagge auf dem Schiff. Wir biegen rechte Schulter zum Riff ab. Fächerkorallen und viele Weichkorallen säumen unseren Weg. Wir finden auch Geweihkorallen. 2010 gab es eine Korallenbleiche, bei denen die meisten gestorben sind. In Charlotteville wird versucht neue Geweihkorallen nachzuzüchten. Sie bilden oft das Riffdach und beherbergen viele kleine Fische. Andy schwimmt über einen großen Rochen, ohne es zu merken, aber er hat ihn dann auf Bild bekommen.
Trompetenfische tarnen sich für ihre Jagd. Im Bild steht einer senkrecht in der rosafarbenen Koralle und bei der gelben waagrecht.
Der Drift ist gewöhnungsbedürftig. Man schwimmt mit den Flossen voraus, um bremsen, navigieren oder auch, wenn möglich, anhalten zu können. Um der Strömung nicht zu stark ausgesetzt zu sein, bleibt man nah am Riff. Die Flossenschläge sollten wohl koordiniert sein, um nicht am Riff hängen zu bleiben.
Die Riffe leben ab 10m Tiefe bis zum Boden auf ca 30- 40m. Sie sind terrassenförmig aufgebaut und voll mit großen Schwämmen, Teller- , Hirn und Weichkorallen. Wir tauchen durch ein Meer von Mini-Shrimps. Sie sind überall und auf den Bildern meist zu als weißes Rauschen erkennbar.
Es gibt viel zu sehen, so dass ich es ein wenig bedauere, durch den Drift nicht länger um einen Korallenblock nach Kleingetier Ausschau zu halten. Ein paar Putzergarnelen kommen uns vor die Linse. Auch ja, Lobster finden wir auch, nehmen aber keine mit nach Hause.
Im Coral Garden lebt die größte Gehirnkoralle, die bisher gesichtet wurde. Sie hat einen Durchmesser von ca. 4m.
Leider fehlen größeren Fische, die normalerweise am Rand des Riff auf und ab patrollieren.
Unsere 2 Tauchvormittage vergehen wie im Flug. Auch ohne Grossfisch waren sie sehr schön.